Apple hat die achte Version seines Betriebssystems OS X veröffentlicht und alle so supi.
Nach Panther, Jaguar, Tiger und (Schnee-)Leopard trägt diese Version nun den Namen des klaren Königs der Rasse: Löwe! Diese Namensgebung hört sich etwas nach einem Umbruch an. Was soll jetzt noch kommen? Nach dem König der Tiere kann doch jetzt kaum etwas kommen wie Siam-Katze oder so. Unüberlegt zu handeln ist etwas, was man Apple allerdings in den letzten Jahren gar nicht vorwerfen konnte. Die Jungs werden also genau wissen, worauf sie sich einlassen und den “Abschlussnamen” nicht unüberlegt verwendet haben.
Im Vertrieb der Software geht Apple mal wieder eigene Wege. Weder für Geld noch gute Worte ist aktuell offiziell ein Datenträger mit der Software zu bekommen – der Verkauf findet nur online statt und auch nur an Personen, die mindestens OS X 10.6.8 Snow Leopard auf ihren Apfel-Computern verwenden. Eine Version auf USB-Stick soll aber in den nächsten Wochen verfügbar sein, so dass auch Leute, deren Internetverbindung nicht wirklich breit ist, zuschlagen können.
Power PC und 32-Bit Intel fallen komplett weg. Wobei hier anzunehmen ist, dass diese Einschränkung nur halb so dramatisch sein dürfte. Sollte wirklich ein sechs Jahre alter Rechner mit Lion ausgestattet werden? Einige regen sich auf, weil sie diese Entscheidung gern selber treffen würden, aber für Apple wird es wohl eine Sache des Marketings sein. Wenn Leute online schreiben, dass Lion ja soooo schlecht laufe, überhaupt nicht flüssig zu verwenden sei und nur in einem Nebensatz steht, dass ein alter Mac Mini core solo eingesetzt wird…
Der Download der knapp 4GB funktioniert unerwartet problemlos, obwohl die Apple Server seit der Veröffentlichung mit einem wahren Sturm von Anfragen malträtiert wurden. Lion soll bereits am Tag der Veröffentlichung 1.000.000 Downloads erreicht haben.
Nach dem Download liegt eine .app-Datei im Programm-Ordner, die sich auch automatisch startet, so dass der Installationsprozess sofort beginnen kann. Natürlich ist es auch möglich, diesen abzubrechen und zu beliebiger Zeit anzustoßen.
Wird der Installationsprozess gestartet, bereitet der Installer den Rechner auf das Update vor und startet neu. Es sind keinerlei Einstellungen vorzunehmen, der gesamte Vorgang geschieht voll automatisch. Je nach verwendeter Maschine dauert die Installation eine gute halbe Stunde, bis man von einem neuen Anmeldebildschirm begrüßt wird. Danach wird man von einem kleinen Fenster über eine große Neuerung in der Bedienlogik informiert: Das Umdrehen der Scrollrichtung mit Touchpad und Mausrad:
Bisher ist es so, dass der Text auf dem Bildschirm der Richtung folgt, in die die Hand gezogen wird. Auf Touchscreen-Geräten hat es sich aber bewährt, intuitiv den Finger nach oben zu ziehen, um weiter nach unten zu gelangen, also das simulierte Papier nach oben wegzuschieben. Diese Änderung klingt logisch, lässt sich aber in den Systemeinstellungen deaktivieren.
Insgesamt läuft das System sehr stabil. Die neue Version von Mail.app bietet endlich die gebündelte Anzeige von Konversationen, wie man es von iPhone/iPad gewohnt ist und meldet eintreffende Mails auch wieder akustisch. Der neue Vollbild-Modus, bei dem Dock und Menuleiste zugunsten einer vollflächigen Darstellung der Applikation ausgeblendet werden, sieht interessant aus – besonders in Kombination mit den neuen Touchpad-Gesten, mit denen das Wechseln zwischen Vollbild-Programmen und Spaces durch einfaches Wischen so schnell wie nie möglich ist. Schön auch, dass endlich iTunes auf 64-Bit Cocoa umgestellt wurde und dass es Verbesserungen in File Vault gibt. Apple spricht von Über 250 neuen Funktionen. Mittels der Vollbild-Funktion für Programme und dem iPhone/iPad-artigen Starter Launchpad nähert sich das Betriebssystem stärker iOS an.
Doch wo viel Licht, da ist auch etwas Schatten. Schade ist, dass die übersichtliche Darstellung von iCal verspielter geworden ist und nun wie auf dem iPad aussieht. Grundsätzlich kein Problem, jedoch wurde der praktische Monatskalender oben links ersatzlos wegrationalisiert. Unverständlich. Auch schade ist, dass es unter Mission Control nicht möglich ist, Spaces per Drag and Drop zu verschieben. Sind mehrere Monitore am Mac angeschlossen, ist die Handhabung auch nicht einfacher geworden.
Dies sind jedoch hinnehmbare Einschränkungen, die hoffentlich bald mittels Update behoben werden. Insgesamt läuft die Geschichte gut, stabil und flüssig.
Offen bleibt die Frage, wo die Reise hin geht, was nach Lion kommt. Wird Apple am Ende wie Microsoft mehrere Editions von iOS anbieten? Wird es nur eine Version für alles geben? Wird sich Apple – wie sie es jetzt schon mit dem Ausblenden des Ordners /Library anfangen – versuchen, vom sichtbaren Dateisystem zu trennen?
Haben wir Geduld und verwenden erstmal den neuen Löwen. In zwei bis drei Jahren werden wir mehr wissen.